Das Meteorologische Observatorium

Der Hohe Peißenberg - eine Stätte für Wissenschaft und Technik.

Das Observatorium auf dem Hohen Peißenberg ist die älteste Bergwetterstation der Erde mit einer seit 1781 praktisch ununterbrochenen Beobachtungsreihe. Heute ist der Deutsche Wetterdienst auf dem Hohenpeißenberg. Das Observatorium hat weltweite Bedeutung, da es über eine der längsten Ozonmessreihen höchster Datenqualität verfügt. Weiterhin beherbergt das Observatorium das Forschungsradar des Deutschen Wetterdienstes. Außerdem ist das Observatorium seit 1994 Teil eines weltweiten luftchemischen Beobachtungsnetzes, das anspruchsvolle Daten zur globalen Klimaänderung erhebt.

Am Hohenpeißenberg steht die älteste Bergwetterstation der Welt mit bis heute ununterbrochenen Wetteraufzeichnungen - seit 230 Jahren. Das Meteorologische Observatorium ist topengagiert in der Klimaforschung und eine der 24 Stationen des Global Atmosphere Watch - Netzwerkes.

 

Nach ersten Beobachtungen in den Jahren1758 / 59 begannen am 1. Januar 1781 die bis heute weitergeführten meteorologischen Beobachtungen im Rahmen des Stationsnetzes der Societas Meteorologica Palatina, einer vom Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz geförderten Einrichtung. Ihr Beobachtungsnetz umfaßte mit 39 Stationen ein Gebiet, das vom Ural bis Nordamerika und von Grönland bis in den Mittelmeerraum reichte. Die hiesigen Beobachtungen wurden von den Augustiner Chorherren des nahegelegenen Klosters Rottenbuch in ihrer Niederlassung auf dem Hohenpeißenberg durchgeführt. Das "Palatina-Netz" hatte bereits einheitliche Beobachtungsanleitungen und Geräte-ausrüstungen. Die damals eingeführten "Mannheimer Stunden", 7, 14, 21 Uhr mittlerer Orts-zeit, entsprechen den heute noch üblichen Klimabeobachtungen. Die meteorologischen Instrumente der Station waren z.T. in einer Fensterhütte vor einem Nordfenster im 2. Stock des Klosterbaus untergebracht. Nach Auflösung der Societas Meteorologica Palatina im Jahre 1793 führten die Augustiner Chorherren die Beobachtungen von sich aus bis zur Säkularisation 1803 weiter. Danach setzten die Pfarrer von Hohenpeißenberg die Beobachtungen fort. 1806 wurde die Station von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften übernommen. Sie bestimmte den Pfarrherrn von Hohenpeißenberg zum Observator, den Schullehrer der auf dem Berg befindlichen Schule zum Gehilfen.

Am 1. März 1950 wurde die Station im Rahmen des Deutschen Wetterdienstes in der US-Zone wieder Meteorologisches Observatorium. Das Gesicht des Observatoriums veränderte sich im Laufe der Zeit mehrfach, außerdem kamen weitere Bauten hinzu. Die erste markante Veränderung war eine Umgestaltung des Turmes. Er erhielt 1951 anstelle des Zeltdaches eine Plattform zur Aufstellung vor allem von Strahlungsmeßgeräten. Im Jahre 1965 wurde dort dann die Sende- und Empfangsantenne für das Radargerät zur Erforschung von Niederschlagsprozessen aufgestellt und nach einiger Zeit mit einem sogenannten Radom, einem kugelförmigen Gebilde aus glasfaserverstärktem Kunststoff, gegen Witterungseinflüsse geschützt. Später bekam der Turm auf der Südseite einen Balkon, von dem aus in der Folgezeit die Ozonmessungen mit dem Dobson-Spektrophotometer durchgeführt wurden.
Bis Heute wurden wegen ständiger Erweiterungen der Aufgabenfelder und der damit verbundenen Aufstockung des Personals immer wieder Erweiterungen am Observatorium vorgenommen. Nachdem 1989 die Weltorganisation für Meteorologie empfohlen hatte, luftchemische Beobachtungen vorzunehmen, entschloss sich Deutschland auf dem Hohen Peißenberg eine entsprechende Meßstation auszubauen. Im Frühjahr 2001 wurde mit dem Bezug des "GAW-Neubaus" die bisher größte Erweiterung nach mehrjähriger Bautätigkeit abgeschlossen.

In Kreisen der Meteorologen ist der Hohe Peißenberg in der ganzen Welt bekannt. Mehrmals jährlich finden hier internationale Zusammenkünfte statt: Sei es für Gerätevergleiche, die Untersuchung spezieller Spurenstoffe und/oder Vorgänge in der Atmosphäre während sogenannter Messkampagnen, Planung gemeinsamer Projekte, oder für Ergebnis-Diskussionen und dergleichen mehr. Das Observatorium beherbergt das Dobson-Kalibrationszentrum für Europa und Nordafrika. Weiterhin werden in Ausbildungskursen Wissenschaftler und Techniker von luftchemisch Stationen weltwelt trainiert, damit sie in die Lage versetzt werden, gemäß vorgegebenen Qualitätsrichtlinien Messdaten zu sammeln.

Andere Institutionen führen als Gäste des Observatoriums ihre eigenen Untersuchungen durch, oder überprüfen ihre Geräteneuentwicklungen mit Hilfe der kontinuierlichen Messungen am Observatorium.
Im Jahr 1979 wurden Empfehlungen für den Aufbau eines deutschen Radarverbundes gegeben, die aber erst nach dem Münchener Hagelunwetter (1984) in die Tat umgesetzt wurden. Aufgrund der Empfehlungen des Meteorologischen Observatoriums Hohenpeißenberg, besitzt Deutschland heute eines der modernsten Radarnetze der Welt. Neueste Entwicklung der Hohenpeißenberger Radarforscher ist "KONRAD", eine Software, die Gemeinden, Kommunen, Feuerwehren und THW entscheidende Hilfe bei der Unwetterentwicklung für die Planung von Einsätzen gibt.

Heute gewinnen wegen der Erwärmung durch den Treibhauseffekt (Klimawandel) luftchemische Messungen mehr und mehr an Bedeutung. Das Observatorium gehört zu einem weltweiten Netz von 22 sogenannten Globalstationen, die mit einem aufwendigen Meßprogramm meteorologische und luftchemische Veränderungen sowie die davon ausgehenden Einflüsse auf Wetter und Klima beobachten.

Am 26. Juni 2003 wurde der neue Info-Pavillon vom Präsidenten des Deutschen Wetterdienstes am Observatorium Hohenpeissenberg eröffnet. Hier können sich alle interessierten Besucher ganzjährig täglich von 8-17 Uhr über die vielfältigen Arbeiten am Observatorium umfassend informieren.

Die Ausstellung wird ständig aktualisiert und erweitert. Ein Besuch lohnt sich ! In der ersten Ausbaustufe sind eine Wetterhütte, eine Ozonsonde, zahlreiche Poster zu fachlichen Arbeiten: Luftchemie, Überwachung der Ozonschicht, Radar (Unwetterwarnverfahren KONRAD), die Geschichte des Observatoriums, Wetterbeobachtung und Wetterextreme, Wie entsteht eine Wettervorhersage ? sowie Auswertungen zum Klimawandel zu sehen. Eine Anzeigetafel präsentiert die aktuelle Wetterdaten und die Konzentration des Bodenozons. Dazu kommt ein Aushang zum aktuellen "Wetter und Klima" sowie das aktuelle Ozonbulletin und der aktuelle GAW-Brief.

Gronau Auf dem Bild von links: Gertrud Nöth, Presseabteilung DWD, Ing. Thomas Elste, Mitarbeiter Observatorium, Thomas Dorsch, Norbert Wetter, Vizepräsident DWD, Dr. Christian Plaß- Dülmer, Observatoriumsleiter

Tag der offenen Tür am 01. und 02. Juli 2023