Die Sendeanlagen auf dem Hohen Peißenberg

Auf Grund der Lage bietet sich der Hohe Peißenberg geradezu an für Sendeanlagen, auch von großer Entfernung erkennt man den Hohen Peißenberg schon an seinem Markenzeichen, dem Fernsehturm.

Der Fernsehturm

Neben Wallfahrtskirche und Observatorium bildet der Fernsehturm nunmehr ein weiteres Wahrzeichen des Hohen Peißenbergs.

Für den Rundfunk waren in der Nachkriegszeit die Verhältnisse schwierig geworden, weil Deutschland bei einer Neuverteilung der Sendefrequenzen in Mittel- und Langwellenbereich unmittelbar nach Kriegsende sehr stiefmütterlich behandelt worden war. Dies zwang die Rundfunkanstalten und unter ihnen auch die 1945 zunächst als "Radio München" und 1949 als Bayerischer Rundfunk entstandene Sendeanstalt, mit dem Ausweichen auf den Ultrakurzwellenbereich eine Alternative zu schaffen. Da die Wellenausbreitung hier fast nur noch geradlinieg, ähnlich wie beim Licht erfolgt, mußte ein wesentlich dichteres Netz von Sendestationen aufgebaut werden, als das für den Mittel- und Langwellenbereich erforderlich war. Auch hier rückte der Hohe Peißenberg ins Visier der Techniker. Bereits im März 1950 bestanden Pläne, den Turm des Observatoriums für einen UKW-Sender zu nutzen. Der wurde dann aber mit einem eigenen, schlanken Sendemast neben dem damaligen Berggasthof errichtet, wo er bis zum September 1978 stand, und mit seiner Technik in einigen Räumen unter der Terrasse der sogenannten Sommerhalle des Berggasthofs untergebracht war. Betriebsbeginn war am 3. Dezember 1950 mit dem Programm UKW 2. Knapp neun Jahre später, am 14. August 1959 kam ein Umsetzer für das 1. Fernsehprogramm hinzu und 1976 ein von der damaligen Deutschen Bundespost betriebener Sender für das Zweite Deutsche Fernsehen das ZDF. Damit wurde es langsam eng. Der Sender für das ZDF-Programm mußte schon im Keller des Berggasthofs behelfsmäßig untergebracht werden. Deshalb war die Errichtung einer größeren Anlage unausweichlich geworden.

Die Planung dafür hatte schon 1961 begonnen. Zunächst sollte unterhalb des Friedhofs gebaut werden. Da war sogar von einem Turm mit einem Drehrestaurant die Rede. Doch Landesplanung, Natur- und Landschaftsschutz waren mit diesem Platz nicht einverstanden. Es wurde nun ein Grundstück weiter unterhalb, im Bereich des Pröbstlsbergs ins Auge gefaßt. Die Verhandlungen zogen sich über Jahre hin, unter anderem auch deshalb, weil die Genehmigungsbehörden die Typenmodelle der Bundespost für Turm und Betriebsgebäude aus Gründen des Landschafts-schutzes nicht akzeptierten. Es mußte individuell in Anpassung an das Gelände so geplant werden, daß nur der Turm, nicht aber die Betriebsgebäude nach außen hin in Erscheinung traten. Erst 1973 bekam die Oberpostdirektion München als Bauherr die Baugenehmigung. Im März 1975 wurde mit der Errichtung der Anlage begonnen, Anfang Dezember 1975 war Richtfest, aber erst am 24. April 1978 konnte die neue Anlage - es war der 90. und zugleich letzte Grundversorgungssender der Bundesrepublik - mit den Fernsehprogrammen von ARD und ZDF endgültig ans Netz gehen, nachdem zuvor schon einige Zeit Versuchssendungen stattgefunden hatten. Die Rundfunkprogramme UKW 1, 2 und 3 folgten am 10. Mai des gleichen Jahres.

Mit der Zeit kamen weitere Sendeeinrichtungen hinzu, für das 4. Hörfunkprogramm, für das 3. Fernsehprogramm, später Empfangsanlagen für Satellitenprogramme zur Einspeisung in das Kabelnetz der Bundespost bzw. Telekom, Fernseh- und Rundfunksender für die verschiedenen Privatanbieter, und, und, und...

Heute kommen vom Hohen Peißenberg die Fernsehprogramme von ARD, ZDF, Bayern 3, RTL, RTL Plus, SAT 1 und Pro 7 sowie die Hörfunkprogramme von Bayern 1 bis 4, von Antenne Bayern und von Radio Oberland. Daneben benutzen auch Mobilfunk, Polizei und Katastrophenschutz den schlanken, knapp 160 m hohen Turm. Er ist mit einem neun Meter tiefen Fundament von bis zu 20 m Durchmesser im Boden verankert, in dem sich Betriebseinrichtungen befinden.

Ehemalige US-Militärsendestation

Anfang der 50er Jahr entdeckte auch das Signal-Corps der US-Army den Hohen Peißenberg als günstigen Standort für eine Sende- und Empfangsstation, die militärischen Zwecken dienen sollte.

Nach der ursprünglichen Planung sollte die unmittelbar vor dem Eingangstor zum Oberservatoriumsgelände errichtet werden und damit in nächster Nachbarschaft des Bergpfarrhofes. Das löste Proteste aus, unter anderem vom erzbischöflichen Ordinariat, da der damals noch vorhandene Pfarrgarten für diese Analge mit in Anspruch genommen werden sollte.

Daraufhin wurde dieser aus der Planung herausgenommen. Aber erst der Protest des Wetterdienstes - er befürchtete eine Beeinträchtigung seiner Messungen im Nahfeld dieses Senders - bewirkte, daß die Station nicht direkt auf den Kamm des Berges gebaut wurde, sondern auf einem Gelände unterhalb des Friedhofes. Dort entstanden dann hinter einem hohen, stacheldrahtbewerten Zaun ein Gittermast mit überdimensionalen Reflektoren und ein Betriebsgebäude, das zunächts ständig mit Militärpersonal, in den lezten Jahren des Bestehens dann mit Zivildienstleistenden besetzt war.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands gingen diese Anlagen an das Bundesministerium der Verteidigung über. Seitdem werden sie nur noch sporadisch für Übungs- und Versuchszwecke genutzt. Der Gitterturm - wahrlich keine Zierde für den Hohen Peißenberg - wurde nicht mehr benötigt und konnte deshalb abgerissen werden.